Kosten für Inkontinenzprodukte

Initiative warnt vor zynischer Realitätsverweigerung bei Patientenversorgung

BARMER Heil- und Hilfsmittelreport zeigt bei Inkontinenz trotz mehr Verordnungen weniger Kosten – Initiative »Faktor Lebensqualität« warnt vor schlechterer Versorgung

Die Initiative »Faktor Lebensqualität« warnt vor einer drohenden Verschlechterung der Versorgung von Patienten mit Inkontinenz. In dem Bereich sind die Verordnungszahlen für Hilfsmittel vom Jahr 2014 auf 2016 deutlich angestiegen, gleichzeitig sind aber auch die dadurch entstandenen Kosten gesunken. Das hat jetzt der »BARMER Heil- und Hilfsmittelreport 2017« ergeben. »Aus Patientensicht ist das eine schlechte Nachricht«, sagt Thomas Haslinger, Sprecher der Initiative »Faktor Lebensqualität«. »Wenn für eindeutig mehr Verordnungen weniger Geld ausgegeben wird, ist leider von einer Verschlechterung der Versorgungsqualität auszugehen. Hier wird also auf Kosten der Gesundheit und der Lebensqualität der Patienten gespart«, so Haslinger. »Aufgrund der steigenden Lebenserwartung sind ohnehin Mehrausgaben für altersbedingte Erkrankungen zu erwarten. Ausgerechnet in diesem Feld eine Möglichkeit für Einsparungen zu sehen, wäre eine zynische Realitätsverweigerung«, so Haslinger.

Initiative warnt vor pauschalen Kürzungen bei Inkontinenzprodukten
Der aktuelle »BARMER Heil- und Hilfsmittelreport 2017« zeigt zwar einerseits Kostensteigerungen für Heil- und Hilfsmittel für die BARMER-Versicherten. Allerdings betrifft dies nur einzelne Bereiche und es gibt demnach besonders bei Heilmitteln erhebliche regionale Kostenunterschiede. Bei den Inkontinenzhilfen ergibt sich ein völlig anderes Bild: Hier ist die Versorgungshäufigkeit zwischen 2014 und 2016 angestiegen, die Ausgaben für die Produkte sind dagegen jedoch gesunken. Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER, kritisierte bei der Veröffentlichung des Reports die stark gestiegenen Kosten für Heil- und Hilfsmittel. Bei ihnen gebe es zum Teil erhebliche regionale Unterschiede, die nicht durch Häufigkeit und Schwere der Erkrankungen zu erklären seien. Die Versorgung in den Ländern falle offenbar unabhängig von der medizinischen Notwendigkeit aus, so Straub.

Die Initiative »Faktor Lebensqualität« unterstützt ausdrücklich die Forderung, Patienten medizinisch angemessen zu versorgen, also dem individuellen Bedarf entsprechend. Allerdings warnt sie vor pauschalen Kürzungen: »Gerade bei den Inkontinenzhilfen zeigt der BARMER-Report ja bereits deutlich eine Rückentwicklung oder Absenkung der Qualitätsstandards, wenn für mehr Patienten weniger Geld ausgegeben wird«, so Haslinger von der Initiative »Faktor Lebensqualität«. »Hier muss der Trend vielmehr umgekehrt werden, damit die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen nicht leidet«, sagt Haslinger.

Die Versorgung mit ableitenden Inkontinenzprodukten (Katheter) betrifft einen intimen und sehr sensiblen Bereich und erfordert eine individuelle Beratung und Anleitung. Auswahl, Anpassung und Erklärung der Handhabung der Produkte sind sehr dienstleistungsintensiv. Da sich die Krankheitsbilder individuell unterscheiden und ändern, muss die Hilfsmittel-Versorgung regelmäßig angepasst werden. In den vergangenen Monaten haben mehrere Krankenkassen diese Versorgung nach Ausschreibungen an neue Unternehmen vergeben. Aus Sicht der Initiative »Faktor Lebensqualität« ist dies allein aus Kostengründen geschehen. Erste Erfahrungen der Betroffenen nach diesem Zwangswechsel zeigen eine schlechtere Versorgungs- und Beratungsqualität.
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