»Die Qualität des neuen Eigenprodukts ist schlechter«

Wie viele andere Patienten, erfuhr Axel Junge zunächst nur durch seinen bisherigen Hilfsmittel-Versorger, dass dieser ihn zukünftig nicht mehr beliefern würde. »Ich habe das erst nach zwei Telefonaten auch von der Techniker Krankenkasse erfahren. Ein angekündigtes Schreiben und eine offizielle Information dazu kam nie«, sagt Junge. Der 52-Jährige ist seit 1993 an Multipler Sklerose erkrankt, seit acht Jahren muss er wegen Blasenproblemen seinen Urin mit Hilfe eines Katheters ablassen. Zusätzlich hilft ihm ein Kondomurinal, plötzlichen Harnabfluss aufzufangen. Junge trägt dieses bei der Arbeit.

Von seinem neuen Versorger, bekommt Junge bis auf eines alle seiner bisherigen Produkte. Der Versorger liefert jedoch einen anderen Urinbeutel zu dem bisher bekannten System. Dabei handelt es sich um ein Eigenprodukt des neuen Versorgers. »Dies sei günstiger, ist mir auf Nachfrage erklärt worden«, so Junge. »Weiter wurde mir gesagt: Wenn ich das bisherige Produkt des anderen Herstellers weiter benutzen wolle, dann müsste ich das nun selbst bezahlen.«

Neues Eigenprodukt sorgt für Urinfleck auf der Hose
Allerdings sind die Beutel der Eigenmarke für Junge wegen seiner stark eingeschränkten Fingermotorik nur schwer anwendbar. Anders als beim vorherigen Produkt, bei dem einfach ein Hahn nach unten geklappt wurde, ist jetzt eine Art Schieber zu betätigen. Außerdem sei dieser auch nicht immer ganz dicht. »Ich hatte deshalb schon Urin auf dem Hosenbein«, sagt Junge. Auch das notwendige Ventil sei größer als beim anderen Hersteller, so dass es unter dem Hosenbein hervortrete. Beides wirkt sich negativ auf seine Versorgung aus und ist eine Einschränkung der Lebensqualität, die es nach Angaben der TK durch den Wechsel des Hilfsmittellieferanten eigentlich nicht geben dürfte. Junges Urteil in diesem Punkt: »Die Qualität des neuen Eigenprodukts ist schlechter. Wenn ich also künftig die bisherige Versorgung erhalten möchte, muss ich aus eigener Tasche drauf zahlen. Das kann und darf nicht sein.«

Auch in einem weiteren Punkt hat sich die Versorgung zum Negativen hin verändert: Es gibt keine persönliche Ansprechperson mehr. Bei seinem vorherigen Lieferanten, der PubliCare, gab es diese. Dort konnte Junge anrufen, auch Hausbesuche waren ohne Probleme möglich. Das ist für Katheteranwender besonders nützlich, wenn es einmal Probleme mit einem Produkt gibt oder es um die Möglichkeit geht, eine Innovation oder einen anderen Hersteller auszuprobieren. »Das war in der Vergangenheit sehr hilfreich«, sagt Junge. »Über den neuen Service kann ich noch nichts sagen, aber es hieß vom neuen Versorger bereits, dass er nur in Ausnahmefällen überhaupt jemanden schicken würde.« Diese Person müsste dann auch erst gesucht werden. Einen kompetenten und fachkundigen Ansprechpartner gibt es also nicht mehr.

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